Zwischen Kampfsport und Kampfkunst gibt es einen ganz entscheidenden Unterschied. Während bei Letzterem die innere Welt des Ideals vervollkommnet werden soll, der Athlet sich selbst als Individuum schult, geht es im Kampfsport um den sportlichen Eifer, das Messen der Fähigkeiten an einem anderen, kurzum den Wettkampf. Doch warum gehen Menschen auf Wettkämpfe, welchen Einfluss hat es auf einen Sportler und ist es nicht eigentlich überholt, sich gegenseitig körperlich weh zu tun?
Ganz gleich ob es sich um Anfänger-, Kinder oder fortgeschrittene Turniere handelt, ein Wettkampf ist immer eine Herausforderung an den Athleten. Während man im Verein seine Umgebung, seine Trainingspartner und damit auch seine Bewegungen kennt, trifft man auf einem Wettkampf in einer unbekannten Arena auf einen Fremden, welchen man weder einschätzen noch in irgendeiner Weise in seinem Kampfverhalten prognostizieren kann. Dies ist eine nicht zu unterschätzende Konstante des Unbekannten, welche die Nervosität des Teilnehmers rapide ansteigen lässt. Keiner weiß so richtig, was er vom Gegner erwarten kann. Ein weiterer Punkt ist die Tatsache, dass man nun nicht einen Trainingspartner, sondern einen Gegner vor sich hat, welcher versuchen wird mit allen Mitteln die Konfrontation für sich zu entscheiden. Somit sind der Wille und die Härte eine andere als im Training, wo im Wesentlichen auf den anderen geachtet wird, um ein verletzungsfreies Training zu garantieren.
Somit ist für jeden klar, wer sich für einen Wettkampf anmeldet, sieht sich mit wesentlich höheren Belastungen konfrontiert als es im Training im eigenen Club üblicherweise der Fall ist. Aus diesem Grund ist die Vorbereitung von entscheidender Bedeutung. Ausdauer, Technik und Kraft müssen auf dem höchstmöglichen Niveau sein, aber auch der Kopf muss sich entwicklen, das Kämpferherz im richtigen Rhythmus schlagen. Doch unabhängig vom individuellen Leistungsstand ist die Bereitschaft sich zu messen von ganz entscheidender Auswirkung für die sportliche Entwicklung.
Von nun an gilt es auf ein Ziel hinzutrainieren, welches man nicht in allen äußeren Umständen kontrollieren oder vorhersehen kann. Mit jedem Tag steigen Nervosität und kommen Zweifel an sich selbst, dem Training und der Bereitschaft auf. Es ist die permanente innere Überwindung dieser Stimmen, welche einen Kampfsportler wachsen und reifen lassen. Mit zunehmender Zeit gelangt er zu einer geistigen Ruhe, welche sich auch auf das Leben abseits der Matte und des Sports übertragen lässt. Sie ist oft eine Quelle der Kraft, wenn es im Leben Widerstände, unkalkulierbare Risiken oder schwierige Situationen zu meistern gilt. Wer kämpft, tut dies am meisten gegen sich selbst, jeden Tag, bei jedem Training.
Die Minuten im Ring sind nur die sichtbare Spitze des Eisbergs.
